Maria-Hilf Kapelle

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Erste Kapelle um 1635

Ihr Ursprung ging auf ein Versprechen des Hans Georg Rütz zurück, der die Herrschaft der Hofmark von 1612-1657 inne hatte. Um 1635, als der „Dreißigjährige Krieg“ unsere Lande in Angst und Schrecken versetzte, erbaute Hans Georg Rütz außerhalb von Schöllnach nahe dem „Hofbaufelde“ eine Kreuzsäule und eine kleine Kapelle, „dass durch die Fürbitte der Mutter Gottes der Feindeseinfall in den Orten um Schöllnach gnädigst verhütet würde.“

In all den Jahren lag den damaligen Schöllnachern Hofmarksherrn die Maria-Hilf-Kapelle besonders am Herzen.

Nach dem Schrecken des Schwedenkrieges und der Pest, die im Jahre 1649 in Schöllnach und Umgebung wütete, begann sich eine neue Frömmigkeit zu regen. Viele Wallfahrten erlebten eine hohe Blüte, so auch die Wallfahrt zu „Unserer lieben Frauen Martersälden“, wie die Kapelle in den Kirchenrechnungen genannt wurde. Durch die vielen Wallfahrer wuchs auch das Vermögen der Kapelle, das im Jahre 1690 bereits 1250 Gulden betrug.

Das Gnadenbild, eine Kopie des Bildes in Passau Maria-Hilf zunächst auf Leinwand gemalt, wurde 1687 durch eine Kopie auf eine Kupferplatte ersetzt, die heute noch das Herzstück des Rokokoaltares ist.

Neubau der Kapelle

Als nun die Kapelle durch die Feuchtigkeit, die in die Mauern eindrang, so baufällig wurde, dass sie einzustürzen drohte, nahm sich Hofmerksherr Georg Karl von der Linden (1691-1719) der Kapelle an und ließ sie 1699/1700 neu erbauen. Die gesamte Bausumme einschließlich der Inneneinrichtung belief sich auf 1762 Gulden, die aus dem Kapellenvermögen und einem Darlehen der Pfarrkirche (200 Gulden) und des Hofmarksherrn (575 Gulden) aufgebracht wurden.

Die Architektur

Die schlichte Architektur der Kapelle wurde in einem Schiff mit zwei Jochen und einem direkt angesetzten polygonen Chorschluß ausgeführt. Der Innenraum wird überfangen von einer Tonnenwölbung mit Stichkappen. Die Gliederung von Wänden und Decken übernimmt ein Rahmenstucksystem mit Lorbeerstäben und rhythmisch gesetzten Puttenköpfen. Nach Dr. Thomas Kupferschmied, Konservator am Landesamt für Denkmalspflege, ist die Stuckierung der Kapelle sehr qualitätsvoll und findet im größeren Umkreis kaum Vergleichsbei- spiele.

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Der Altar

Das viersäulige Altarretabel ist eine Arbeit des Spätbarocks (Rokoko). Es ist nicht genau bekannt, wann er in der Kirche aufgestellt wurde. Es kann angenommen werden, dass er in der Mitte der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (etwa 1775) entstanden ist. Ob Christian Jorhan der Verleger (Gesamtunternehmer) des Altares war, lässt sich archivarisch nicht belegen. Mit ziemlicher Sicherheit kann aber gesagt werden, dass die beiden Figuren der Mutter Anna und des Joachims (die Eltern der Mutter Gottes) von Christian Jorhan stammen.

Beide Figuren sind hervorragende Arbeiten und zeigen den heilsgeschichtlichen Zusammenhang der Figuren und des Gnadenbildes, für das der Altar ja „komponiert“ wurde dar:

Der Hl. Joachim bringt auf einem Buch zwei Tauben in den Tempel. Nach der Legende blieb die Ehe von Anna und Joachim kinderlos. Dem schon älteren Ehepaar wird durch göttliche Verheißung ein Kind vorhergesagt. Joachim und Anna bitten Gott um Nachkommenschaft und Joachim will im Tempel zu Jerusalem sein Opfer, ein Paar Tauben darbringen. Dort wird er aber als Unfruchtbarer vom Hohen Priester zurückgewiesen. Joachim schämt sich so, dass er sich in die Einsamkeit zu seinen Herden zurückzieht. Dort verkündet ihm ein Engel die Geburt einer Tochter.

Auch Anna, die vom Verbleib ihres Mannes nichts weiß, erscheint der Verkündigungsengel und heißt sie an die Goldene Pforte in Jerusalem zu gehen. Hier begegnet sich das Ehepaar und umarmt sich voll Freude. Diese Begegnung wurde vom Mittelalter an als der Augenblick der unbefleckten Empfängnis Mariens gesehen. Die Komposition des Altares zeigt diesen heilsgeschichtlichen Zusammenhang.

Die Hl. Mutter Anna wird in ihrer Verzückung dargestellt, über die Ankündigung der Mutterschaft im hohen Alter und über die Rolle die ihre Tochter Maria im Erlösungswerk Jesu Christi spielen wird. Zwei frei schwebende Engel zeigen beiden auf das Gnadenbild, das in einem überaus prächtigen Goldrahmen mit vielen Rocaillen, das Herzstück des Altares darstellt. Das Wappenfeld des reich verzierten Rahmens zeigt das Monogramm, die ineinander verschlungen  Buchstaben des Namens „MARIA“. Unter dem Bild schweben zwei pausbackige verschmitzt dreinblickende Engel, die das Gnadenbild zu tragen scheinen.

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© Pfarrei Schöllnach-Außernzell-Riggerding
zusammengestellt von Herrn Willi Kropf † 2004